Akuten Schmerz musste wohl fast Jeder in seinem Leben bereits mindestens einmal erleben, doch was ist, wenn der Schmerz bleibt?

Beispiele für Psychosomatische Therapieangebote:

  • Schmerzverhaltensmodifikation
  • Schmerztagebuch
  • Körperliche und soziale Aktivierung
  • Achtsamkeitstraining
  • Pausenmanagement
  • Imaginationsverfahren

Chronischer Schmerz

Schmerz ist eine der am weitesten verbreiteten Gesundheitsstörungen in der allgemeinen Bevölkerung und hat erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden und damit auf unsere Lebensqualität. Laut einer Umfrage gaben nur 9% der Befragten an, im letzten Jahr keine Schmerzen gehabt zu haben. Solche Zahlen veranschaulichen sehr deutlich die Relevanz von Schmerz als eine der häufigsten Beschwerden in der Gesellschaft.

Schmerz variiert sehr stark in seiner Intensität, Dauer und Lokation. Ebenso vielfältig können die Ursachen dafür sein. Grundsätzlich hat Schmerz eine adaptive Funktion. Er ist eine Art Warnsignal, welches eine schnelle Reaktion ermöglicht und damit im besten Fall vor größeren Verletzungen oder Folgeschäden schützt. Es ist also naheliegend, bei einer Schmerzwahrnehmung zunächst auf eine somatische Ursache zu schließen.

Wenn die Symptome sich stetig entwickeln, länger anhalten und wiederkehren, verliert der Schmerz seinen Warncharakter und entwickelt sich zu einer eigenständigen Erkrankung, dem chronischen Schmerz. Der zeitliche Grenzwert für chronische Schmerzen liegt bei Medizinern in der Regel bei drei Monaten. Statistisch leidet bereits jeder fünfte der sich in ärztlicher Behandlung befindenden Menschen an diesem Krankheitsbild.

Aber nicht immer sind körperliche Ursachen auffindbar, welche für die Entstehung und/oder Aufrechterhaltung der Schmerzen verantwortlich sind. In solchen Fällen wird von psychosomatischen Schmerzen gesprochen. Aber selbst bei klar physiologisch induzierten Schmerzsymptomen kann ein psychosomatischer Anteil oftmals nicht ausgeschlossen werden, vor allem dann nicht, wenn die Schmerzen mit Genesung der körperlichen Aspekte nicht verschwinden.

Da also nicht immer von rein körperlichen Ursachen ausgegangen werden kann, geht man häufig von einem multifaktoriellen Bedingungsgefüge mit unterschiedlichen physischen, aber auch psychischen Einflussfaktoren aus. Solche psychischen Faktoren können z.B. kognitiv-perzeptuelle, emotionale oder auch verhaltensbezogene Aspekte, sowie Faktoren, die das psychosoziale Umfeld betreffen sein. Diese wirken sich unter Umständen auf die Schmerzwahrnehmung aus und begünstigen ggf. eine Chronifizierung.

Die Bestandteile des Schmerzes lassen sich in mehrere Bestandteile unterteilen, da an der Schmerzreizverarbeitung verschiedene Nervenstrukturen beteiligt sind.

  • Sensorische Ebene: Ort, Dauer, Schmerzstärke werden registriert
  • Affektive Ebene: Unwohlsein wie z.B. Übelkeit, Schwitzen etc. durch das auf den Schmerz reflexhaft reagierende Nervensystem
  • Motorische Ebene: durch Schmerz ausgelöste Reaktionen, welche durch Muskelbewegungen gekennzeichnet sind, z.B. Schutz- oder Fluchtreaktionen, aber auch Muskelverspannungen und plötzliche Veränderungen in Mimik und Gestik (verzerrtes Gesicht)

Betroffene, welche an chronischen Schmerzen leiden, erleben häufig einen Wechsel zwischen Hoffnung (neue erfolgsversprechende Therapien) und Enttäuschung bei ausgebliebenem Therapieerfolg. Typischerweise nehmen sie zudem eine Schonhaltung an aus Angst, sich weiteren Schmerzen auszusetzen. Und auch der Rückzug aus dem sozialen Umfeld, da man sich nicht mehr in der Lage fühlt am sozialen Leben teilzunehmen, ist eine häufige Folge. Mit der Zeit können zudem weitere psychische Erkrankungen entstehen, so treten häufig Symptome von Angst und Anpassungsstörungen/Depression auf. Und auch die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeit steigt mit zunehmender Dauer der Schmerzen und durch anhaltender Belastung an, da Betroffene nun immer höhere Dosen von Schmerzmitteln benötigen, um über den Tag zu kommen.

Psychologische Angebote sind demnach neben der medizinischen Abklärung und Versorgung häufig auch bei chronischen Schmerzleiden sinnvoll und können Komorbiditäten präventiv entgegenwirken, sowie den Genesungsprozess positiv beeinflussen. Oberstes Ziel ist es dabei, eine angemessene Regulation der Schmerzwahrnehmung zu erreichen.

Der Heilungsprozess von chronischen Schmerzerkrankungen ist sehr variabel. Prognosen sind sehr schwer zu stellen und ungünstige psychische Einflüsse wie Stress, Ärger und Aufregung haben oftmals negative Auswirkungen auf die körpereigene Schmerzabwehr und erhöhen das Schmerzempfinden. Zudem werden soziale Kontakte aus Angst vor extremem Schmerzanstieg häufig vermieden.
Unsere rehabilitativen Maßnahmen gehen Hand in Hand mit schon durchgeführten klinischen Programmen und richten sich nach den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen. Unser Augenmerk liegt dabei vor allem auf der Erhöhung der Lebensqualität des Klienten.

Wissenschaftlich ist erwiesen, dass psychologische Techniken auch bei Schmerzen wirksam sind, die mit einer klaren organischen Schädigung oder Fehlfunktion einhergehen. Die Techniken zur Schmerzkontrolle nutzen die Fähigkeit des Gehirns das körpereigene Schmerzabwehrsystem zu steuern. Unser Therapieplan und erlernbare Techniken zielen darauf ab, die Leistungsfähigkeit des Schmerzabwehrsystems so zu stärken, dass selbst größere Verletzungen zeitweilig keine Schmerzen erzeugen.

Komplexes Regionales Schmerzsyndrom (CRPS)

Speziell soll an dieser Stelle noch eine besondere Form des chronischen Schmerzes genannt werden, das CRPS. Es gehört zu den neurologisch-orthopädisch-traumatologischen Erkrankungen und fasst die synonym verwendeten Bezeichnungen Reflexdystrophie, Morbus Sudeck, Sudeck-Dystrophie, Algodystrophie und sympatische Reflexdystrophie zusammen.

Gekennzeichnet ist das CRPS durch vorherige äußere Einwirkungen (z.B. Unfalltraumata, Operationen und Entzündungen), welche in der Folge zu Dystrophie und Atrophie von Gliedmaßenabschnitten kommt. Typische Symptome sind hierbei Durchblutungsstörungen, Ödeme, Hautveränderungen, Schmerzen und letztlich auch Funktionseinschränkungen.

Die Entstehungsmechanismen sind noch nicht endgültig geklärt. Neuronale Entzündungsreaktionen in Kombination mit einer kortikalen Reorganisation werden diskutiert (gestörter Heilungsprozess).

Da die Behandlung oft langwierig und für den Betroffenen entsprechend frustrierend sein kann, stellt die psychotherapeutische Betreuung auch hier eine wirksame Maßnahme zur Prävention chronischer Verläufe, Auftreten von Komorbiditäten und zur Implementierung einer angemessenen Schmerzregulation dar.

Phantomschmerzen

Nach einem Unfall oder einer schweren Erkrankung ist es manchmal nicht mehr zu verhindern, dass Gliedmaßen gänzlich abgenommen werden müssen. Trotz Amputation empfinden es die Betroffenen aber häufig so, als sei das Körperteil noch immer (teilweise) vorhanden und fühlen regelrecht, dass sie auch noch in der Lage sind, die betroffene Körperstelle zu bewegen. Besonders dramatisch wird es jedoch, wenn zudem ein Schmerz verspürt wird, dann spricht man von sogenannten Phantomschmerzen.

Der Schmerz kann brennend, als Kälte oder Wärme empfunden werden, sowie als Kribbeln, Jucken oder als Quetschung wahrgenommen werden. Nicht selten besteht das Gefühl, als sei das fehlende Körperteil nun kürzer und in einer schmerzhaft verdrehten Position. Verstärkt wird der Schmerz zusätzlich durch Stress, Ängste oder aber auch Witterungsumschläge.

Psychotherapeutische Maßnahmen stellen auch hier eine wirksame Methode dar, um den Umgang mit den Schmerzen zu verbessern und somit im besten Fall auch einen Abfall der Schmerzen zu erreichen. Darüber hinaus kann auf diese Weise ebenso eine Prävention oder Behandlung von Komorbiditäten erfolgen.

Passendes Fallbeispiel

Fallbeispiel 1

Schweres Schädelhirntrauma mit ausgeprägten Sprachstörungen