Alpträume, Traumatas, Ängste und Depressionen

Einleitung

Wenn ein Arbeitsunfall einen Menschen aus der Bahn wirft…

Bernd Kastner, ein gelernter Schreiner, erzählt:

Seit 21 Jahren arbeite ich nun als Schreiner und all die Jahre hat mir mein Beruf immer große Freude bereitet. Als ich vor 8 Jahren auch noch die Meisterprüfung ablegte, da dachte ich wirklich, dass mir nun niemand mehr etwas vormachen könnte. Ja, jetzt könnte ich die Maschinen selbst mit verbundenen Augen bedienen. Diese Einstellung sollte mir zum Verhängnis werden. Es waren nur ein paar Sekunden Unachtsamkeit. Wenige Sekunden, die mein ganzes Leben veränderten.

Zwar heilten die Verletzungen an Armen und Händen nach einigen Wochen wieder einigermaßen, aber irgendwie war ich nicht mehr der gleiche Mensch wie vorher. Es waren nur ein paar Finger, die mir fehlten und doch fühlte es sich an, als ob ich nur noch ein halber Mensch wäre. Zuerst ignorierte ich meine Gefühle und Ängste einfach. Mit der Folge, dass es immer schlimmer wurde.

Gleich nach dem Krankenhausaufenthalt hatte mir mein Berufshelfer geraten, die Hilfe einer Psychologin in Anspruch zu nehmen. Die Firma REHAintegra würde sogar Hausbesuche anbieten. Eine Psychotherapie fand ich im ersten Moment trotzdem übertrieben und unsinnig, weil ich ja keine Kopfverletzung gehabt hatte. Aufgrund der immer schlimmer werdenden Alpträume nahm ich aber dann doch Kontakt mit der Firma auf.

Bei dem ersten Gespräch war ich sehr aufgeregt, weil ich noch nie mit einer Psychologin zu tun gehabt hatte. Zuerst haben wir über meine ersten Berufsjahre gesprochen und mit welcher Begeisterung ich damals auch für meine Frau diverse Möbel anfertigte. Irgendwann sind wir dann auch auf den Unfall und meine Verletzungen zu sprechen gekommen. Ich weiß noch gut, wie ich dabei plötzlich das Gefühl bekam keine Luft zu bekommen und wie ich dann regelrecht laut geworden bin. „Das steht doch alles in meiner Krankenakte“, habe ich die Psychologin angeschrien. „Haben Sie diese noch nicht gelesen?“

Natürlich hat mir das hinterher alles sehr leidgetan. Ich habe mich sofort tausendmal entschuldigt und ihr versucht zu erklären, dass ich über den Unfall eigentlich nie mehr sprechen wollte. Es müsste doch möglich sein, dass ich jetzt einfach so weitermachen könne, wie vorher. Auch wenn mir jetzt ein paar Finger fehlten. Zumal meine Kollegen alle so tun, als wäre das für einen Schreiner völlig normal.

Woher kommen aber meine Alpträume in der Nacht, wenn das alles so völlig normal ist? Und wieso spüre ich eine totale Panik in mir, wenn ich die Werkshalle nur betrete und das Geräusch der Bandsägen höre? Am liebsten würde ich nur noch wegrennen. Meinen Beruf an den Nagel hängen.

„Können sie sich vorstellen“, habe ich die Psychologin gefragt, „dass mir nun auch zuhause so überaus peinliche Dinge passieren?“

Neulich wollte ich meinem Sohn ein Brot zum Abendessen schmieren. Ich greife nach dem Messer und werfe den ganzen Teller runter. Oder gestern hatte ich meine Frau zum Abendessen ausführen wollen. Vor dem Lokal will ich ihr die Tür für uns aufhalten, greif nach dem Knauf, greife vorbei und wäre fast gegen die Tür gelaufen. Natürlich hat meine Frau so getan, als hätte sie es nichts bemerkt. Aber die Leute um uns herum haben den Kopf geschüttelt oder sogar laut gelacht. Mein Gott, was habe ich mich geschämt! Am liebsten wäre ich wieder heimgegangen.

Die Psychologin hat sich das ruhig angehört und mir schließlich erklärt, dass die Menschen das nicht böse meinen. Ich müsse lernen und akzeptieren, dass vieles nicht mehr so geht, wie ich es gewohnt bin, sagte sie. Dieser Weg wird nicht einfach werden. Auch nicht für meine Familie, für die diese Situation ja vollkommen neu ist. Nach einer langen Pause ergänzte sie dann noch: „Vertrauen Sie mir. Ich werde Ihnen auf diesem Weg helfen und Sie begleiten.“

Der therapeutische Ansatz

Die Psychologin Anja Sobbe-Dippold erzählt:

  1. Wege, die wieder aus dem seelischen Tal heraus führen
    Nachdem mir Herr Kastner ausführlich seine Probleme geschildert hatte, sind wir gemeinsam verschiedene Lösungsansätze durchgegangen. Auch für seine Schlafprobleme bieten sich zum Beispiel bewährte Therapieverfahren an. „Wie wäre es“, fragte ich Herrn Kastner, „wenn Sie wieder entspannt und gut gelaunt in den Tag starten könnten? Haben sie in diesem Zusammenhang schon einmal von Autogenem Training, Selbsthypnose oder EMDR gehört?“„Natürlich werden Probleme nicht besser, wenn man sie verdrängt. Deshalb werden wir Schritt für Schritt eine spezielle Traumatherapie durchführen, die Sie am Ende von Ihren Ängsten befreit. Wir nennen das  kontrollierte Trauma Exposition. Das bedeutet, wir werden uns langsam in das Erlebte einarbeiten. Durch weitere Therapieeinheiten werden wir Ihre Panikattacken langsam herunterfahren. Erst wenn sie wirklich soweit sind, werden wir gemeinsam ihren Betrieb aufsuchen. Sie werden sehen, dass die Bandsäge dann gar nicht mehr so angsteinflößend sein wird, wie Sie sich jetzt noch anfühlt.“
  2. Neuorientierung
    Die entscheidende Frage, die ich Herrn Kastner stellte, war, ob er wirklich weiterhin noch tagelang an der Bandsäge stehen wolle. Nach so einem Unfall würden doch alle verstehen, dass Sie sich vielleicht verändern wollen. Ich schlage Herrn Kastner vor, dass wir uns gemeinsam auf ein Gespräch mit seinem Chef vorbereiten würden. Nach all den Jahren weiß er, was er an ihm hat und sicher wird er mit ihm zusammen eine angemessene Aufgabe für Herrn Kastner finden, die für sie beide in Zukunft von Vorteil sein wird.

Zurück im Leben

Herr K. wurde in den Sitzungen mehr und mehr  klar, dass er seinen Beruf als Schreiner zu gerne ausübte, um ihn jetzt einfach aufzugeben. „Jedes Projekt braucht einfach seine Zeit und das richtige Werkzeug, um gut voran zu kommen“, sagte er gern und hatte auch dieses Mal Recht. Mit der Hilfe von Frau Sobbe-Dippold schaffte er es seine Angst vor Bandsägen in den Griff zu bekommen. Er machte Frieden mit seinen neuen Herausforderungen und beschloss auch ohne die verlorenen Finger seinen Alltag wieder in den Griff zu bekommen.Mittlerweile arbeitet Herr Kastner wieder in seiner Schreinerei. Jetzt aber als Fachmann für die Restaurierung und Reparatur besonders edler Möbelstücke.Und natürlich hat er auch seine Lebensfreude wieder gefunden. Im ganzen Betrieb ist er wieder dafür bekannt, wie fröhlich und gut gelaunt er morgens seine Arbeit beginnt. Voller Begeisterung erzählte er mir, dass sein Chef ihn erst kürzlich so sehr gelobt hatte. „Es macht richtig Spaß mit dir zusammenzuarbeiten“, hat sein Chef so laut zu ihm gesagt, dass es auch die ganzen anderen Kollegen gehört haben.

Mobile Behandlung

Leichte neuropsychologische Defizite

Wenn zum Beispiel bei einem Unfall mit Kopfverletzungen auch das Gehirn beschädigt wurde, spricht man allgemein von einem Schädelhirntrauma oder auch SHT. Oft ist nach einer derartigen Verletzung nichts mehr wie vorher.

Angst -und Traumafolgestörungen

Eine Anpassung an die neuen Lebensumstände nach einem Arbeitsunfall ist selten einfach und bedarf eine lange Zeit der Genesung. In der Regel begleiten affektive Problematiken wie Depressionen, Anpassungsstörungen oder Burn-Out die primären Erkrankungen.

Chronische Schmerzstörungen

Akuten Schmerz musste wohl fast Jeder in seinem Leben bereits mindestens einmal erleben, doch was ist, wenn der Schmerz bleibt?

Berufliche Wiedereingliederung

Eine der größten Herausforderungen nach einem Unfall ist die Rückkehr ins Arbeitsleben. Darüber hinaus ist auch die Einbindung in das soziale Umfeld selten einfach, aber essentiell für eine hohe Lebensqualität.

Allgemeines Behandlungskonzept

Eine der größten Herausforderungen nach einem Unfall ist die Rückkehr ins Arbeitsleben. Darüber hinaus ist auch die Einbindung in das soziale Umfeld selten einfach, aber essentiell für eine hohe Lebensqualität.

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